Titelbildquelle: marqquin von Unsplash
Das Thema Digitalisierung ist aktuell wie selten zuvor. Doch wie verschafft man sich einen Überblick um eventuelle Lücken zum Thema zu füllen? Dies habe ich mit dem Buch „Digitalisierung: Segen oder Fluch?“ versucht und möchte in meinem Review festhalten, ob und wie mir das Buch zugesagt hat.
Mein Personal Branding überdenken – bei dieser Aufgabe war mir sofort klar, dass ich in Richtung Digitalisierung gehen werde – Buzzword Nummer eins und es hat mich erschlagen. Dann habe ich versucht das ganze kleinteiliger in Angriff zu nehmen und wurde mit noch mehr Schlagwörtern bombardiert. Also war das Internet in diesem Moment nicht die Quelle, um das Wissen, das ich zum Thema Digitalisierung brauchte, zu finden.
Da war für mich als klassischer Buchleser sofort klar: Ein Buch aus Papier muss in die Hand, wo ich drin rumstöbern und in meinem Tempo bestimmen kann, was ich wie zum Thema Digitalisierung entwirre.
Nach gar nicht mal langem stöbern stieß ich auf das Buch „Digitalisierung Segen oder Fluch? Wie die Digitalisierung unsere Lebens- und Arbeitswelt verändert“ von Dietmar Wolff (Hrsg.) und Richard Göbel (Hrsg.). Das Inhaltsverzeichnis las sich vielversprechend. In meiner Rezension dazu möchte ich zusammenfassen, ob es hält, was es verspricht.
Das Thema ist schon anhand des Buchtitels offensichtlich, ergänzen möchte ich lediglich, dass es einen gesamten Rundgang durch die Geschichte der Digitalisierung macht. Die Zielgruppen können sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene sein, was das Buch aus meiner Sicht noch interessanter macht.
Hier einmal das Inhaltsverzeichnis zum Reinschnuppern: Digitalisierung Segen oder Fluch?
Vor- und Nachteile des Buches im Überblick
Klarer Vorteil des Buches ist, dass es ein Sammelband ist. Die Herausgeber haben sich bei der Vielfalt der Themen, die im Rahmen der Digitalisierung genauer unter die Lupe genommen werden, damit einen großen Gefallen getan. So kann jedes wichtige Themenfeld von einem eigenen Spezialisten abgedeckt werden, ohne dass es oberflächlich bleibt. Das Thema Digitalisierung ist einfach zu groß für ein oder zwei Personen.
Auch die Themenvielfalt ist ein großer Vorteil. Es gibt zu jedem relevanten Thema ein Kapitel, zu dem man auch bedenkenlos im Buch springen kann, ohne dass das Gefühl entstünde, es fehle etwas beim Lesen.
Für Leute mit wenig Zeit oder solche, die es rein als Nachschlagewerk nutzen, ist das eine gute Sache.
Was gerade noch von mir als großer Pluspunkt benannt wurde ist aber auch negativ für das Buch zu betrachten: Der Sammelband als solches. Das Buch hat zwar einen roten Faden, aber ich muss es nicht am Stück lesen, kann ganze Kapitel auslassen und es stört nicht mal. Das ist gerade deswegen ein Nachteil, weil das Buch sicherlich nicht dafür vorgesehen war, dass man Kapitelweit springen kann, wenn gleich es zu einem Vorteil geworden ist. In aller Regel interessieren sich Sammelbände nicht für einen roten Faden, der hier aber klar vorhanden ist. Auch die unterschiedlichen Schreibstile können beim Lesen irritieren.
Einmal die Geschichte der Digitalisierung bitte
Bevor das Buch sich auf die aktuellen Themen konzentriert und dort alles abdeckt, was den nach Hilfe Suchenden zum Thema Digitalisierung glücklich macht, gibt es im ersten Kapitel einen geschichtlichen Überblick.
Es wird einmal der Beginn der Digitalisierung thematisiert, aber auch grundlegendes wie „Sinn und Ziel der Digitalisierung“ oder „Potenziale und Risiken“. Dieses Kapitel ist gerade für Einsteiger unabdingbar, denn es legt den Grundstein, damit der Leser alle weiteren Kapitel versteht. Für mich selbst war das Kapitel zwar ermüdend, was allerdings an meinem eigenen Vorwissen lag. Daher rate ich allen mit Vorwissen, dieses Kapitel getrost beiseite zu lassen.
Das Buch besitzt genug andere Kapitel für jene mit einem etwas größeren Vorwissen. Besonders gefallen hat mir, dass trotz der unterschiedlichen Autoren der rote Faden des Buches nicht abhanden gekommen ist. Inhaltlich kann das Buch mit jedem einzelnen Kapitel eigentlich nur punkten, was mir wirklich gut gefällt.
Was ich zum Teil ansprechend, aber doch auch störend empfand – ich komme auch jetzt noch zu keinem Schluss – waren die vielen praxisbezogenen Beispiele innerhalb des Textes. Normalerweise bin ich ein Verfechter davon, dass man etwas am besten verinnerlicht, wenn man es anhand eines Beispiels deutlich macht. Aber manchmal ist es auch einfach zu viel. Wenn mir etwas von vornherein schlüssig ist, weil es gut geschrieben wurde muss ich kein Beispiel dazu gepackt bekommen, um das Ganze noch einmal zu untermauern. Gefühlt zu allem gibt es ein Beispiel, was mich irgendwann tatsächlich hier und da gestört hat.
Es hat mir zwischendurch das Gefühl gegeben, dass ich als Leser*in anscheinend nicht fähig bin, selbst die simpelsten Sachen mit einer reinen Ausführung zu verstehen. Natürlich lassen sich viele der Beispiele überspringen, weil sie oft in separaten Boxen sind, doch stört dies gerade dann den Lesefluss, wenn kein Beispiel nötig gewesen wäre. Daher setze ich die Beispiele vorerst auf eine Art neutrale Liste.
So etwa ab Mitte bis Ende des Buches gibt es graue Boxen für Definitionen. Die sind hilfreich und machen es den Leser*innen einfacher dem Buch zu folgen.
Mehr wissen dank Sammelband
Wie oben bereits erwähnt, ist eine der größten Stärken die Themenvielfalt des Buchs. Dies ist nur möglich, weil die Herausgeber sich dazu entschieden haben, das Buch zu einem Sammelband zu machen. Man merkt in jedem Kapitel, dass dort Autor*innen am Werk waren, die wissen worüber sie schreiben. So etwas gefällt mir und spricht mich an. Oberflächlich bleibt es dennoch, was bei einer knappen Seitenzahl von 250 Seiten nicht zu vermeiden ist. Mit „oberflächlich“ meine ich, dass die Autor*innen aufgrund der geringen Seitenzahl einfach nicht in die Tiefe gehen konnten. Bei einem reinen Nachschlagewerk mit mehr Seiten wäre das sicher anders.
Das stört allerdings nicht, für mich sollte es lediglich ein Nachschlagewerk sein, damit ich mich im Dschungel der Schlagwörter zurechtfinde und genau das gelingt dem Buch.
Ein weiterer Vorteil ist, dass sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene das Buch super nutzen können. Trotz der Kürze profitieren auch Fortgeschrittene davon, einmal eben einen bestimmten Themenbereich nachschlagen zu können. Und abgedeckt wird sehr viel.
Von Industrie 4.0 über Gesundheit 4.0 bis Hochschule 4.0 und mehr ist alles zu finden. Besonders schön fand ich, dass die Herausgeber dem Privatleben innerhalb der Digitalisierung ein eigenes Kapitel geschenkt haben. Ein für mich wichtiges Thema, denn nicht nur auf der Arbeit ist Digitalisierung allgegenwärtig. Auch privat kommt niemand davon los, da beispielsweise immer mehr online passiert.
Einsteiger*innen dient das Buch wiederum als super Startpunkt, damit sie sich danach tief gehender mit dem Thema beschäftigen können. Auch die Seitenzahl von 250 Seiten ist als Einstieg perfekt. Mit jedem Kapitel bekommen die Leser*inneneinen Überblick darüber, worauf sich selbst vielleicht spezialisieren möchten.
Die Sache mit der breiten Zielgruppe
Es ist immer toll, wenn eine große Zielgruppe angesprochen werden kann. Doch manchmal frage ich mich, ob „jede*r“ nicht etwas zu viel ist. Vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen ist eine große Spanne für eine Zielgruppe. Vielleicht irre ich mich, doch mit jedem Kapitel, das ich gelesen habe, bin ich mir eigentlich immer sicherer geworden, dass das Buch für eine wirklich breite Zielgruppe geschrieben wurde.
Da kommt die Frage auf, ob das Buch sich selbst damit nicht übernommen hat. Ich bin mir nicht sicher. Die Kapitel, die ich für mich brauchte, habe ich gelesen, bei den anderen für das Review quergelesen. Alle Kapitel haben mich mal mehr mal weniger begeistert, wirklich schlecht war keines. Für Fortgeschrittene ist es vielleicht etwas zu simpel gehalten, dennoch bleibe ich dabei, dass es ein gutes Nachschlagewerk ist, wenn man gerade einmal etwas wissen muss.
Die Unterüberschriften der einzelnen Kapitel sind in aller Regel so gestaltet, dass jede*r Leser*in direkt findet, was er oder sie braucht. Der schmale Grat, ein Nachschlagewerk und ein Einstiegswerk zu sein, wurde hier tatsächlich gut bewältigt, aber hier und da habe ich beim Lesen gemerkt, dass es knapp gewesen ist. Die Herausgeber sind hier meinem Empfinden nach einem Balanceakt eingegangen, der ihnen gerade so geglückt ist.
Die Schwächen des Buchs
Seit der Universität bin ich es gewöhnt, Fachliteratur zu lesen. Daher muss ich gestehen, dass ich hier sehr irritiert davon war, dass es Kapitel gab, die einen recht anspruchsvollen Schreibstil hatten und Kapitel, die gefühlt so geschrieben wurden, dass wirklich jeder es versteht. Das beißt sich enorm und stört mich an dem Buch mit am meisten. Dass die Diskrepanz der Schreibstile durch die unterschiedlichen Autoren entsteht, verstehe ich.
Die Frage bleibt, da dieses Buch auch ein guter Einstieg ist, ob der wissenschaftliche Schreibstil der in einigen Kapiteln herrscht, wirklich verständlich bleibt. Ebenso frage ich mich im Gegenzug, ob jemand mit einem hohen Anspruch so glücklich mit den Kapiteln ist, die sehr einfach gehalten wurden. Alles in allem hat es mich gestört, tut aber dem Inhalt des Buchs nicht weh, der bleibt durchgehend gut.
Ebenso stört es mich, dass die Wortdefinitionen von einigen Autoren sinnvoll genutzt wurden und von anderen Autoren anscheinend nicht mal in Betracht gezogen worden sind. Warum so etwas Sinnvolles nicht durch das gesamte Buch ziehen? Es gibt schlicht Begriffe die genauer beleuchtet werden müssen, warum nicht also die grauen Definitionsboxen im ganzen Buch nutzen? Eine Antwort auf diese Frage bekomme ich wohl nicht, aber ich muss es als Schwäche bzw. Inkonsequenz bewerten.
Fazit: Segen oder Fluch? Eine Frage mit vielen Antworten
Die Frage, ob die Digitalisierung Segen oder Fluch ist, bleib zwar offen, aber das Buch gibt viele gute Impulse und ist thementechnisch weit gefächert, was ein großer Pluspunkt ist.
Als Nachschlage- oder Einstiegswerk ist das Buch perfekt und ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Die Schwächen des Buchs lassen sich gut ignorieren, sofern man sich nicht daran stört, dass die Schreibstile teilweise sehr unterschiedlich sind, ebenso ist es ein reiner Schönheitsmarkel, dass nicht jedes Kapitel Definitionsboxen hat.
Von den Grundlagen über tiefergehende Themen ist alles da und kapiteltechnisch auch so aufgebaut, dass der rote Faden des Buches nie verloren geht. Selbst dann, wenn man nur bestimmte Kapitel aus dem Buch braucht. Störend sind jedoch die Massen an Beispielen, die in das Buch integriert wurden, wie bereits erwähnt finde ich Beispiele eigentlich gut, doch manchmal ist weniger einfach mehr.
Andere Reviews:
Digitalisierung: Segen oder Fluch? von KonturenOnline
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